The end

Kurz vor ein Uhr Morgens gehen wir an Bord eines A380 der Singapore Airlines. Es kommt uns komisch vor, so viele Leute zu hören, die Schweizerdeutsch sprechen, wo wir doch die letzten fünfeinhalb Monate fast nur englisch gehört haben. Obwohl der Pilot einen ‘bumpy’ Flug voraussagt, verläuft er ruhig. Nach zwölf Stunden landen wir am Morgen um acht Uhr in Zürich. Mit dem Zug fahren wir nach Biel, wo uns Danis Vater abholt und nach Erlach bringt.

Und so sind wir also wieder zu Hause, packen unsere Taschen aus, gehen einkaufen und widmen uns wieder den ganz normalen, alltäglichen Dingen. Aber die Seele reist bekanntlich langsamer als der Körper. Und so wird es noch etwas dauern, bis wir ganz hier angekommen und nicht mehr irgendwo in Neuseeland, Fiji oder Singapur sind.
Am 2. Juli beginnt für beide von uns auch der Arbeitsalltag wieder. Allerdings haben wir uns gute Vorsätze gefasst und in Gedanken eine Liste mit Massnahmen unter dem Titel “Verbesserung der Lebensqualität” erstellt und werden uns bemühen, diese nach und nach umzusetzen.

Unser herzliches Dankeschön geht auch diesmal wieder an unsere Eltern, die sich um unser Haus und unseren Garten gekümmert haben. Ohne sie wäre es uns nicht möglich gewesen, so lange zu verreisen.
Vielen Dank auch an alle, die uns auf unserer Reise via Blog begleitet und sich mit uns gefreut, mit uns gelitten, gelacht und gefroren haben. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Life is not measured by the
number of breaths we take,
but by the moments
that take our breath away.

Das Leben wird nicht an der
Anzahl Atemzüge gemessen,
sondern an den Augenblicken,
die uns den Atem rauben.

Und von diesen atemberaubenden Augenblicken gab es in den letzten fünfeinhalb Monaten zweifelsohne sehr viele. Und diese werden uns in Erinnerung bleiben und uns noch lange begleiten.

Der letzte Tag

Am Morgen setzen wir uns als erstes ins The Coffee Bean, essen ein Scones und erledigen per Internet das Check-in für unseren Heimflug. Dann gehen wir zurück ins Hotel und packen zum letzten Mal unsere Taschen. Ich reise künftig nur noch an Orte, wo es mindestens 25 Grad warm ist – Tag und Nacht – und wir keine warmen Kleider brauchen! Um elf haben wir es geschafft und verlassen das Hotel. Wir spazieren gemütlich bis zum Merlion, einer Statue in Form eines Seeungeheuers mit dem Kopf eines Löwens. Im September wird er 40 Jahre alt. Die Sonne brennt erbarmungslos, kein Wölkchen ist zu sehen, es weht kein Wind, und wir sind schweissgebadet. Schon normales Gehen wird zur Tortur. Und da gibt es tatsächlich Leute, um nicht zu sagen, Spinner, die am Mittag bei dieser Hitze durch die Stadt joggen!
Wir gehen bis zum neuen Resort Marina Bay Sands. Das Gebäude besteht aus drei Hoteltürmen mit je 55 Stockwerken. Sie werden durch eine Dachterrasse, dem sogenannten Sands Sky Park, die aussieht wie ein UFO, miteinander verbunden. Wir kaufen uns Tickets, um in den 56. Stock und damit auf diese Terrasse zu gelangen. Aus 191 Metern Höhe geniessen wir die Aussicht. Allerdings ist nur ein kleiner Teil der Terrasse zugänglich. Der Rest, ein Swimming Pool sowie ein Garten, steht nur den gut betuchten Hotelgästen zur Verfügung. Von da oben sehen wir übrigens auf die Gardens by the Bay. Diese riesige Gartenanlage sollte im Juni eröffnet werden, ist aber leider noch nicht fertig. Nach einer Pause spazieren wir zum Singapore Flyer. Wir setzen uns in eine der grossen Kabinen. Die Fahrt dauert eine halbe Stunde, und die Aussicht aus 165 Meter Höhe ist einmalig. Bis 45 Kilometer weit soll man hier sehen können. Wir sehen die Tribüne sowie die Boxengasse der Formel 1. Hier einmal das Nachtrennen live zu sehen, wäre toll, ist aber leider sehr teuer. Für den Flyer wurden 1’970 Tonnen Stahl verarbeitet, was einem Gewicht von 437.8 ausgewachsenen Elefanten entspricht. Das Rad bewegt sich übrigens sehr langsam und bleibt nie stehen.
Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füssen haben, entscheiden wir uns für einen Kinobesuch als Zeitvertrieb. Und so sehen wir uns Madagascar 3 an. Ein witziger, kurzweiliger Film. Im Kino ist es allerdings viel zu kalt, so dass wir uns erst einmal wieder aufwärmen müssen. Das kann doch nicht gesund sein. Draussen schwitzt und drinnen friert man.
Langsam nähern sich unsere Ferien dem Ende, und wir machen uns einen schönen letzten Abend. Und zwar spazieren wir zum Clarke Quay. Dort trinken wir gemütlich ein Apéro – ein Bier für Dani, ein Cider für mich – und teilen uns eine kleine Pizza. Dann machen wir eine Bootsfahrt auf dem Singapore River. Als wir um sieben Uhr losfahren, ist es noch hell. Aber langsam geht die Sonne unter, es wird dunkel, und die Stadt erstrahlt im künstlichen Licht. Wir haben wirklich den idealen Zeitpunkt für diese Dreiviertel stündige Fahrt gewählt. Dann gehen wir essen. Heute gibt es balinesisch. Nun ist es Zeit, zum Hotel zurück zu gehen, wo wir später abgeholt und an den Flughafen gebracht werden. Das Check-in mit Total 49 Kilogramm verläuft problemlos.
Irgendwie begreife ich noch nicht, dass wir nach Hause fliegen. Vielleicht lieg es daran, dass wir in den letzten acht Tagen an vier verschiedenen Orten und in drei verschiedenen Ländern waren und ich so das Gefühl habe, als würden wir einfach irgendwohin weiterreisen. Oder vielleicht will ich es ganz einfach nicht wahrhaben, dass alles vorbei ist.

4D-Spass auf Sentosa

Heute steht der Besuch von Sentosa auf unserem Programm. So nehmen wir am Morgen die U-Bahn bis zum Vivo City Einkaufszenter und steigen dort um auf die Monorail-Bahn, die uns auf die Insel Sentosa bringt. 1972 wurde sie für den Tourismus eröffnet und umfasst einige schöne Strände und viele Attraktionen. Sie liegt 136 Kilometer nördlich des Äquators und ist damit der südlichste Punkt des asiatischen Kontinents. Wir sind gespannt, was sich seit unserem letzten Besuch vor fünf Jahren geändert hat. Und das sehen wir gleich beim Eingang. Dort befindet sich eine Art Freizeitpark der Universal Studios. Der stolze Eintrittspreis von fast 60 Franken und die vielen Leute schrecken uns jedoch ab. Und so schlendern wir umher, sehen uns die Strände an und entscheiden uns schliesslich für zwei Aktivitäten. Und zwar für den Extreme Log Ride und das Sentosa 4D Magix. Beides sind 3D-Kinos. Beim Log Ride bewegen sich die Sitze zudem in alle Richtungen, so dass man froh ist, nicht allzu viel im Magen zu haben. Auch beim 4D Magix bewegen sich die Sitze, allerdings nur nach hinten und vorne, aber zusätzlich weht Wind aus den Stuhllehnen und zwischendurch fällt etwas Sprühregen von der Decke. Regen fällt auch draussen. Und zwar eine Zeitlang ganz heftig. Den vielen Bäumen und Blumen, die es auf Sentosa gibt, tut das gut. Sie vermitteln einen Eindruck, wie es hier einst ausgesehen haben muss, bevor Singapur zubetoniert wurde. Schliesslich haben wir genug gesehen und fahren zurück ins Vivo City Shopping Centre. Dort essen wir im Marché, dem Mövenpick-Restaurant. Gestern hatten wir eine süsse Crêpe, heute gibt es Crêpe mit Gemüse-, Käse- und Pilz-Füllung. Dann werfen wir einen Blick in die Geschäfte, und ich kaufe mir eine Hose. Mit der U-Bahn fahren wir bis zum Clark Quay und spazieren schliesslich zurück ins Hotel.
Am Abend gehen wir wieder an den Clarke Quay und suchen uns ein Restaurant. Direkt am Fluss essen wir Pasta. Eigentlich hätte ich Lust auf eine Schifffahrt auf dem Fluss. Aber es tröpfelt, und wir befürchten, dass wieder ein Gewitter im Anzug ist. Bis wir im Hotel sind, ist es allerdings wieder trocken.

Singapur, 55. Stock

Nach fast elf Stunden Schlaf fühlen wir uns wesentlich besser als gestern. Den heutigen Tag verbringen wir mit dem Besuch unzähliger Shoppingzentren an der Orchard Road, kaufen jedoch nichts. Es ist unglaublich, wie viele Läden es hier gibt, und wir haben den Eindruck, die Leute würden hier nichts anderes tun als einkaufen. Ich erinnere mich an einen Spruch, den ich in Neuseeland auf einem T-Shirt gelesen habe. Er lautete: ‘The best things in life aren’t things’ ( Die besten Dinge im Leben sind keine Dinge). Wie wahr dies doch eigentlich ist! Im ION Orchard Shopping Centre kaufen wir uns einen Eintritt für den 55. Stock. Dort befindet sich ION Sky. Auf 218 Meter haben wir eine wunderbare Panorama-Aussicht. Dort lesen wir übrigens, dass es in Singapur an 174 Tagen im Jahr ein Gewitter gibt. Das heisst, jeden zweiten Tag. Und es trifft auch zu. Gestern war es trocken, heute regnet es kurz. Der Regen bringt allerdings keine Abkühlung. Es bleibt drückend heiss, auch wenn sich die Sonne nicht allzu oft zeigt. Im Marché, einem Schweizer Restaurant, essen wir ein Zvieri. Als wir die Schweizer Spezialitäten sehen, fühlen wir uns schon fast wie zu Hause. Und wir entscheiden, dass wir uns am Sonntag eine Rösti kochen werden – natürlich mit einer richtigen St. Galler Bratwurst für Dani. Den Schweizer, den wir im Januar auf unserem Flug von Zürich nach Singapur kennen gelernt haben, und der hier arbeiten soll, haben wir allerdings nicht gesehen. Schliesslich gönnen wir uns eine Verschnaufpause, bevor wir uns auf Nahrungssuche für das Abendessen begeben. Eigentlich finde ich es schade, dass sich die meisten Restaurants drinnen befinden, und so gehen wir an die Marina Bay, wo sich ein paar Restaurants mit Sitzgelegenheiten an der frischen Luft befinden. Allerdings überzeugt uns nichts, und es ist zudem noch immer sehr heiss. So entscheiden wir uns, wieder etwas zurück zu gehen und essen schliesslich drinnen und zwar in einem indischen Restaurant. Auch dieses Mal haben wir eine gute Wahl getroffen, und das Essen schmeckt hervorragend. Auf dem Rückweg ins Hotel, entdecke ich doch noch etwas, das ich haben muss: und zwar ein schönes T-Shirt.

Zurück im heissen Singapur

Um Mitternacht ist im Flugzeug nicht an Schlaf zu denken, denn es wird noch ein Abendessen serviert. Als ich später auf die Toilette gehe, höre ich ein lautes Poltern und die aufgeregte Stimme einer Stewardess. Dann sehe ich, dass ein Mann auf dem Boden liegt. Keine Ahnung, was mit ihm passiert ist. Zurück auf meinem Platz, sehe ich, wie sich die ganze Crew um ihn versammelt hat, ihn auf dem Boden bettet und wohl mit dem Piloten telefoniert wird. Das Ganze beunruhigt mich. Ich frage mich, ob denn kein Arzt im Flugzeug sitzt (in den Filmen wird ja immer gefragt, ob sich ein Doktor an Bord befindet), und ob wir vielleicht in Australien zwischenlanden müssen. Schliesslich schlafe ich ein, und als ich erwache, ist er zum Glück weg und wohl auf seinen Sitz zurück gekehrt.
Nach zehneinhalb Stunden landen wir morgens um halb sieben in Singapur. Wir haben das ganze Stopover-Programm mit Hotel, Transfer und Attraktionen, das heisst Gratis- und verbilligte Eintritte, gebucht – denken wir. Aber als wir unsere Gutscheine abholen wollen, heisst es, dass nur das Hotel mit Transfer gebucht sei. Wir halten das für unmöglich, haben aber keine andere Wahl, als dies mit unserem Reisebüro abzuchecken. Wir ärgeren uns. Aber eigentlich sollten wir dankbar sein, dass bis jetzt immer alles geklappt hat. Bei elf Flügen, Reservationen für Unterkünfte, Touren usw. ist dies nicht selbstverständlich. Ein Shuttle-Bus bringt uns ins Hotel Royal@Queens, wo wir schon im Januar waren. Wenigstens haben wir hier Glück. Um halb neun können wir bereits unser Zimmer beziehen, obwohl normalerweise das Check-in erst am Mittag möglich ist. So packen wir die wenigen Sachen aus, die wir hier bis am Freitag brauchen und gehen dann in die Hotel-Lobby, wo wir im Januar gratis Internetzugang hatten. Aber das hat sich geändert. Nun muss dafür bezahlt werden. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir uns in eine falsche Richtung bewegen. Einerseits wird der zahlungslose Geldverkehr propagiert, aber immer häufiger muss man bei Gebrauch der Kreditkarte einen Aufpreis zahlen. In Neuseeland war dies bis zu 4 %, zusätzlich zu den 1.5 % Prozent, die die Kreditkartenfirma noch als Bearbeitungsgebühr verlangt. Und statt dass das Internet kostenlos zur Verfügung steht, muss immer häufiger dafür bezahlt werden.
So suchen wir uns halt ein Restaurant, wo mit einer Konsumation das WiFi inbegriffen ist, und schreiben unserem Reiseberater ein Mail. Danach spazieren wir durch die unzähligen Shopping Malls. Während es uns dort fast zu kalt ist, ist es draussen unheimlich heiss und feucht. Wir haben das Gefühl, in einem Dampfkochtopf zu stecken. Mitte Nachmittag sind wir todmüde und kehren in unser Hotel zurück. Nach einer fast schlaflosen Nacht und vier Stunden Zeitverschiebung kommt uns der Tag endlos lange vor. Wir legen uns aufs Bett und schlafen ein, bis uns der Anruf unseres Reiseberaters weckt. Er entschuldigt sich für sein Versehen, das falsche Paket gebucht zu haben und schlägt vor, dass wir ihm die Quittungen für Eintritte und Ausflüge bringen. Schliesslich wagen wir es nochmals an die Hitze und in den Rummel und suchen uns ein Restaurant für das Abendessen. Heute gibt es thailändisch, und es schmeckt sehr gut.

Goodbye, New Zealand

Das Packen gestaltet sich mühsam und nervenaufreibend. Die zwei grossen Taschen sind zu schwer, und wir müssen noch unsere gekaufte, kleine Reisetasche als Handgepäck füllen. Bis um zehn haben wir es geschafft und verstauen alles Gepäck in unserem Mietwagen. Nun gilt es, 14 Stunden totzuschlagen, bis wir um Mitternacht nach Singapur fliegen.
Wir besuchen das Museum of Transport and Technology, kurz MOTAT genannt. Der Eintritt ist in diesem Monat gratis, um die Arbeit der rund 300 Freiwilligen zu würdigen. Im Museum sind Strassenbahnen, alte Autos, Dampfmaschinen, Telekommunikationsmittel und vieles mehr ausgestellt. Viele Schulklassen sind zu Besuch. Wir fühlen uns richtig alt, als wir die Kinder sehen, die staunend vor einem Telefon mit Wählscheibe stehen. Wir haben ja selber noch damit telefoniert. Für die Kids von heute ist dies wohl unvorstellbar. Anschliessend besuchen wir die Sir Keith Park Memorial Aviation Collection, welche ebenfalls zum MOTAT gehört. Sie wurde nach Sir Keith Rodney Park benannt, welcher 1911 – 1946 eine militärische Karriere verfolgte und im 2. Weltkrieg als Pilot im Einsatz war. Die erst kürzlich eröffnete Ausstellung zeigt viele Flugzeuge und erzählt die Geschichte von Helden der Lüfte und der neuseeländischen Luftfahrt. In der Zwischenzeit hat es angefangen heftig zu regnen, und es ist recht kühl. Neuseeland macht uns den Abschied bei diesem Wetter leicht. Trotzdem fahren wir auf den One Tree Hill im Cornwall Park. Bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatten Maori hier eine Siedlung für 4000 Menschen errichtet. 1839 liess sich als einer der ersten weissen Siedler Sir John Logan Campbell an gleicher Stelle nieder. Zehn Jahre vor seinem Tod vermachte der Schotte das Gelände 1901 der Stadt, die es zu Ehren des Herzogs und der Herzogin von Cornwall in Cornwall Park umbenannte. Der stolze Obelisk auf dem Gipfel erinnert gleichermassen an Campbell, der wegen seiner hohen Verdienste für die Stadt den Beinamen Father of Auckland erhielt, wie auch an seine Achtung vor den Maori. Die einstige Gipfel-Pinie – deshalb der Name One Tree Hill (Hügel mit 1 Baum) – fiel unzufriedenen Maori zum Opfer: Der europäische Baum war nur Ersatz für einen einsamen Totara-Baum auf der Vulkanspitze. Dieser war für die Maori heilig, bis ihn einige der ersten Siedler gedankenlos fällten. Der Hügel wird deshalb heute spasseshalber auch None Tree Hill (Hügel ohne Baum) genannt.
Bei schönem Wetter hätte man eine wunderbare Aussicht auf Auckland. Wir allerdings sitzen zuerst einfach im Auto, essen unsere letzten Biskuits und warten, dass der Wind und der Regen nachlassen. Dies ist jedoch ein frommer Wunsch. Und so steigen wir trotzdem kurz aus, laufen zum Obelisk, machen zwei Fotos und retten uns wieder ins Auto. Dann fahren wir zu Sylvia Park, dem grössten Einkaufszentrum von Neuseeland. Wirklich riesig ist es allerdings nicht. Dort spaziere wir herum, essen schliesslich etwas und gehen ins Kino. Der Saal verfügt lediglich über 32 bequeme Ledersessel, und man fühlt sich wie Zuhause auf der Polstergruppe. Wir sehen ‘Men in Black 3’. Der Film bietet gute Unterhaltung und zwei Stunden Zeitvertrieb.
Mittlerweile ist es Abend geworden, und wir fahren zum Park and Ride, wo wir unser Auto abstellen und ein Shuttle-Bus uns zum Flughafen bringt. Beim Einchecken schwitzen wir schon ein bisschen. Denn im Hotel haben wir uns eine Waage ausgeliehen und wissen daher bereits, dass unsere Taschen schwerer sind als die erlaubten zwanzig Kilogramm, auch wenn wir noch einige Kleider in einen Clothing Bin, in einen Kleidercontainer, geworfen haben. Bei der ersten Tasche, die 26 Kilo wiegt, zögert die Dame beim Check-in. Als wir dann die zweite Tasche auf die Waage stellen und diese nur 22 Kilo wiegt, meint sie, dass sie uns je fünf Kilo mehr gewähren würde. Was sind wir dafür dankbar, den für Übergewicht zu bezahlen, ist sehr teuer! Das Handgepäck müssen wir ebenfalls wägen lassen, und hier meint sie, wir sollten noch etwas umräumen, damit beide Taschen etwa gleich schwer wären. Das tun wir und kommen mit zwei Mal knapp acht Kilo gut durch. Wir geben auch hier unser allerletztes Geld, 6.30 NZ$, aus und zwar für Salzstängeli und Schokolade.
Punkt Mitternacht hebt die Boeing 777–200 der Singapore Airline ab, und wir sagen Goodbye, New Zealand, aber nicht auf Wiedersehen.

The Jersey Boys

Den Morgen verbringen wir gemütlich im Apartment. Am Nachmittag spazieren wir durch die Stadt und kaufen noch ein paar Sachen. So unter anderen eine rote Glasplatte mit dem Silverfern, die perfekt in unser Wohnzimmer passen wird. Das Wetter ist wunderbar. Die Sonne scheint, es weht fast kein Wind, und die gemeldeten zwölf Grad fühlen sich angenehm an. Noch immer haben die Bäume nicht alle Blätter verloren, und einige Büsche blühen noch immer. Ich entdecke sogar einen grossen Schmetterling. Und das mitten im Dezember nach Schweizer Zeitrechnung.
Zurück im Hotel ziehen wir uns die neuen Kleider und Schuhe an, die wir noch im Mai speziell für den heutigen Abend gekauft haben. Wir gehen kurz etwas essen, und dann begeben wir uns ins ‘The Civic’. Dieses riesige Theater wurde 1929 errichtet und ist allein wegen seiner Grösse und Inneneinrichtung ein Besuch wert. Es wurde im arabischen und hinduistischen Stil dekoriert mit Elefanten, Tigern und Buddhas aus Stein. Dann startet das Musical ‘Jersey Boys – The Story of Frankie Valli & The Four Seasons’. Erzählt wird die wahre Geschichte von vier Jungs aus Amerika, die ihre eigenen Songs schrieben, ihren eigenen Sound kreierten und Mitte der 1960er-Jahre weltweit über 175 Millionen Platten verkauften. Und das mit noch nicht einmal dreissig Jahren. Die Schauspieler, gleichzeitig Tänzer und Sänger, sind einzigartig. Auch wenn wir nicht alle Songs kennen – dafür sind wir zu jung – reisst uns die Musik und auch die Geschichte mit. Nach zweieinhalb Stunden ist die Show vorbei, und zufrieden kehren wir in die warme Stube zurück.

Zurück im kalten Auckland

Der Wecker klingelt früh, und schon wieder heisst es Koffer packen und ab an den Flughafen. Dort frühstücken wir, Dani kauft sich ein weiteres T-Shirt und mit den allerletzten 4.60 Fiji-Dollar kaufen wir uns zwei Schoggistängeli. Um zehn Uhr hebt unser Flugzeug ab. Es ist eine Boeing 747-400 mit 458 Plätzen, davon 69 im 1. Stock. Allerdings ist dieser Flieger schon etwas älter. Air Pacific hat ihn 2003 von Singapore Air gekauft. Drei Stunden später landen wir in Auckland. Wir kommen gut durch die Immigration und den Biosecurity Check. Danach nehmen wir unseren reservierten Mietwagen in Empfang. Ein schneeweisser Toyota Camry mit einem riesigen Kofferraum – ideal für unser vieles Gepäck. Wir fahren gleich in den Supermarkt, um ein paar Gipfeli für das Morgenessen zu kaufen. Lustigerweise gibt es dort Taro Roots zu kaufen. Das ist eine Art Kartoffel, die wir auf Fiji kennen gelernt haben. Die Wurzel kann wie Bratkartoffeln gegessen werden. Allerdings haben uns die Blätter, die Taro Leaves, am besten geschmeckt. Zusammen mit Zwiebeln und Tomaten mit Kokosnusssauce waren sie ein Genuss. Dann fahren wir ins Quest on Nelson, dem gleichen Hotel wie im Mai, wo wir uns ein Apartment gemietet haben. Irgendwie ist es wie ein Nachhausekommen. Allerdings ist es nun wirklich Winter in Neuseeland. Die Sonne scheint zwar von einem wolkenlosen Himmel, aber es ist 12 Grad, und ein kühler Wind weht. Und im Apartment ist es nicht wärmer als draussen. Die Fenster haben eine Einfachverglasung, und eine Zentralheizung gibt es nicht. So nehmen wir zwei Heizungsöfeli in Betrieb und ziehen uns warm an. Allerdings haben wir diesmal eine Wohnung auf der Hinterseite des Gebäudes, so dass es viel ruhiger ist, und wir nicht mehr das Gefühl haben, die Autos würden gleich durch unser Zimmer fahren. Wir packen unsere Taschen aus, und das ganze Wohnzimmer ist belegt. Ich frage mich, wie wir mit all diesem Gepäck nach Hause kommen. Danach nehmen wir unser Notebook, setzen uns in ein Café, das gleich neben der Bibliothek liegt, die zwar geschlossen ist, aber das WLan steht trotzdem zur Verfügung. Da es mittlerweile schon Abend ist, beschliessen wir, gleich essen zu gehen. In einer kleinen Pizzeria essen wir sehr gute Pizzas, allerdings frierend, da es auch dort keine Heizung gibt. Zurück im Apartment waschen wir, da alle Kleider, die wir nach Fiji mitgenommen haben, feucht sind und stinken.

Shopping in Nadi

In der Nacht erwachen wir. Ein Sturm fegt über die Insel. Ich frage mich, wie wir bei diesem Wetter an den Flughafen kommen und wie ein kleines Flugzeug bei diesem Wind fliegen kann. Als wir dann um sieben aufstehen, weht zum Glück nur noch ein schwacher Wind, und die Sonne zeigt sich wieder einmal. Nach dem Frühstück packen wir und sind um zehn bereit für den Bootstransfer an den Flughafen Vunisea. Wir verabschieden uns von Kemu und wünschen ihm viel Glück für den Verkauf des Resorts. Wir würden es ihm wirklich gönnen, wenn er einen Käufer findet und nach England zurück kehren könnte. Da auf unserer Seite der Insel das Wetter anscheinend schon wieder schlechter wird, entscheidet der Skipper, auf der anderen Seite durchzufahren. So haben wir nun ein Grossteil der Insel Kadavu vom Meer aus gesehen. Das Meer ist zwar auch heute nicht spiegelglatt, aber die Wellen halten sich in Grenzen, so dass wir trocken ankommen. Einerseits bin ich unendlich dankbar, dass das Wetter besser geworden ist, aber andererseits finde ich es auch ein wenig gemein, dass nun, wo wir abreisen müssen, wieder die Sonne scheint. Da wir dort, wo wir an Land gehen können, noch ein Stück vom Flughafen entfernt sind, holt uns ein Auto ab. Am Flughafen gönnen wir uns ein Icecream. Als der Flieger von Nadi ankommt, steigt ein ‘Investor’ aus, der das Tiliva Resort besichtigen wird. Wir unterhalten uns kurz mit ihm. Dann können wir an Bord des kleinen Flugzeugs gehen und fliegen nach Nadi. Vor allem in den letzten zehn Minuten werden wir durchgeschüttelt, und ich bin froh, als wir landen. Diesmal kommt uns erst ein Shuttle-Bus des Tanoa International Hotels abholen, als wir ihn durch die Airport Information bestellen lassen.
Jack’s ist ein grosser Souvenir-Laden im Zentrum von Nadi. Jemand hat uns gesagt, dass er einen Shuttle hat, der einem im Hotel abholt. Dani erzählt dies dem Gepäckträger, und er meint, dass dies nicht mehr der Fall sei. Er müsse aber ebenfalls in die Stadt, und so könnten wir ein Taxi mit ihm nehmen. Irgendwie traue ich ihm nicht (‘déformation professionelle’?). Ich habe das Gefühl, dass er uns nur benutzt, damit wir kein Taxi bezahlen muss. Also frage ich an der Rezeption nach. Sie bestätigen mir nach einiger Zeit, dass wirklich kein Abholdienst mehr angeboten wird. In der Zwischenzeit ist der Gepäckträger weg, und wir bestellen uns ein Taxi. Er bietet uns an, beim Jack’s zu warten und uns danach in ein Restaurant zu fahren. Im Jack’s findet Dani ein Hemd. Der Taxichauffeur bringt uns noch in zwei weitere Geschäfte, und so finde auch ich noch eine Bluse. Danach schlägt er vor, uns nach Port Denarau zu fahren, wo es weitere Shops und Restaurants gibt. Wir willigen ein. Dort kauft Dani nochmals ein: Zwei Hemden und ein T-Shirt ist die Ausbeute. Das reicht für heute, und wir suchen uns ein Restaurant. Das chinesische scheint es nicht mehr zu geben, und so entscheiden wir uns wieder für ein indisches Abendessen. Es schmeckt wiederum ausgezeichnet. Zudem ist es schöner Abschluss unseres Fiji-Aufenthaltes, draussen, direkt am Meer bei angenehmen Temperaturen und bei Kerzenschein zu essen. Morgen werden wir bei elf Grad in Auckland frieren. Danach suchen wir nach unserem Taxichauffeur, aber er ist unauffindbar. Da wir noch nichts bezahlt haben, wäre es ja nicht so schlimm, wenn er sich aus dem Staub gemacht hätte, aber wir haben zwei Einkaufssäcke in seinem Auto. Schliesslich taucht er doch noch auf und fährt uns zurück zum Hotel. 35 Franken schulden wir ihm. Nicht schlecht für ein Taxi, das uns vier Stunden lang zur Verfügung gestanden hat. Übrigens hat es auch hier in Nadi die letzten zwei Tage so heftig geregnet, dass es fast zu Überschwemmungen gekommen ist. Der Taxichauffeur erzählt uns, dass nach einem Zyklon im Januar das Wasser bis an die Decke der Shops gereicht hat. Die Schäden beliefen sich auf über 100 Millionen Franken.

Mieses Wetter, miese Stimmung

Wiederum regnet es mit kurzen Unterbrüchen den ganzen Tag und zwischendurch weht ein stürmischer Wind. Zuerst sitzen wir am Morgen noch auf der Veranda. Aber als dann der Wind den Regen bis zu unserem Sitzplatz bringt, flüchten wir ins Zimmer. Dani hat noch einen Auftrag zu erledigen. Als ich Masi vorgestern erzählt habe, dass Dani in der IT tätig ist, haben seine Augen zu leuchten begonnen, und er hat gefragt, ob er wohl seinen Laptop reparieren könne. Das Problem, dass der Computer nicht mehr aufstartet, ist eine volle Festplatte und Installationen, die nicht korrekt abgeschlossen wurden. Dani versucht alles, aber ohne Internetzugriff ist das Problem nur zum Teil zu beheben.
Die kurze regenfreie Pause am Mittag nutzen wir, um zum Restaurant zu laufen. Nach dem Essen müssen wir allerdings eine zeitlang warten, bis wir zurück in unser Bure können, denn es stürmt wieder. Dani trägt mit Masi die Polstergruppen und Tische vom zwar gedeckten Vorbau ins Restaurant, denn alles wird nass. Unseren Rückweg legen wir in zwei Etappen zurück, das heisst mit einer Pause beim Strandhaus, denn selbst mit dem grossen Schirm wären wir sonst klatschnass geworden. Wir haben das Gefühl, dass langsam alles überflutet wird. Die Erde kann das viele Wasser gar nicht mehr aufnehmen, und der Fluss, der je nach Gezeiten ins Meer fliesst, hat sich ausgedehnt. Land unter Wasser, kann man da nur sagen!
Am Abend essen vier Touristen im Resort und bleiben für eine Nacht. Sie sind mit einem Boot unterwegs und versuchen sich im Speerfischen. Dies darf allerdings nur mit free-diving, also tauchen ohne Sauerstoffflaschen gemacht werden. Wir halten diese Leute für absolut irre! Tiere einfach nur zum Spass zu töten, ist für uns absolut unverständlich.
Heute ist der letzte Tag auf Kadavu – falls wir morgen überhaupt abreisen können. Ich hoffe ganz fest, dass das Wetter besser wird, und der Bootstransfer an den Flughafen und der Flug nach Nadi möglich ist.
Der letzte Tag gibt uns Anlass Bilanz über das Tiliva Resort zu ziehen:
Beginnen wir zuerst mit dem Positiven: Das Bure war nicht schlecht und die Gartenanlage recht schön und gepflegt. Das Essen hat gut geschmeckt – meist zu gut, so dass wir die angefutterten Pfunde zuhause wieder werden abstrampeln müssen. Der Strand konnte sich ebenfalls sehen lassen, wenn er auch bei Ebbe eher schmal wird. Und nun zum Negativen: Die einzigen Gäste zu sein, war doch eher mühsam. Zum Glück kam Brent, so dass wir wenigstens für drei Tag jemanden zum Plaudern hatten. Dass die Tauchschule seit drei Jahren geschlossen ist, und das Tauchen an einem anderen Ort zu nicht gerade professionellen Bedingungen angeboten wird, war sehr enttäuschend, zumal das Resort auf der Website noch mit der eigenen Tauchschule wirbt. Dani wäre niemals hierher gekommen, wenn er dies gewusst hätte. Auch das Great Astrolab Reef, das mit 120 Kilometern das viertgrösste Barriereriff der Welt ist, hat enttäuscht. Das Gebiet ist nur zu einem kleinen Teil erforscht, und nur wenige Tauchplätze sind entdeckt. Zudem ist es nur teilweise als Marine Reserve geschützt, so dass sich die Anzahl und die Artenvielfalt der Meerestiere in Grenzen hält. Ähnlich wie auf Namena hat allerdings auch hier die Geschichte, die hinter dem Resort steckt, etwas tragisches an sich. Aber anders als bei Namena können wir hier definitiv sagen: Einmal Tiliva – nie mehr Tiliva!
Überhaupt waren die vier Wochen Fiji nicht gerade so, wie wir uns das vorgestellt hatten, nicht nur wegen dem schlechten Wetter. Sollten wir wieder einmal in diese Ecke der Welt kommen, so werden wir es sicher mit anderen Inseln versuchen.